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Fragen zur Temperatureinstellungen an der Heizungsanlage

Hallo Community,

 

als neuer Hausbesitzer komme ich erst seit kurzem mit dem Thema "Zentralheizung" und allem dazugehörigen in Kontakt.
Das Haus ist aus den 80ern, die Heizung wurde wohl in Teilen / je nach Bedarf repariert bzw. es wurden Teile ausgetauscht. So ist z.B. ein Vitotronic 200 aus den 2000ern verbaut.

 

Ich habe mich jetzt ein wenig eingelesen in die Grundlagen und dabei sind mir Fragen gekommen.
Grundsetzlich dreht es sich um die Reduktion der Temperatur mit der Absicht, den Ölverbrauch zu senken und damit unnötige Umweltbelastung und Kosten zu verringern.

 

  1. wenn ich das richtig verstanden habe, lassen sich die Temperatur sowohl über das Niveau der Kennlinie Froeschlein_1-1614069783454.png als auch über den Regler der "Raumtemperatur" Froeschlein_0-1614069744651.png steuern.
    In beiden Fällen findet eine (wenn auch etwas andersartige) Parallelverschiebung der Kennlinie um je 1° (also in der gleichen Schrittgröße) statt.
    Ich gehe davon aus, dass die Heizung sowohl in der Übergangszeit, als auch im tiefsten Winter gleichmäßig "zu warm" ist, die Neigung der Kennlinie Froeschlein_2-1614069879057.pngalso richtig eingestellt ist.
    Warum hat man 2 Möglichkeiten, die Temperatur zu verändern? Also warum sollte man die Kennlinie Froeschlein_1-1614069783454.png z.B. von 2 auf 0 verändern, wenn man auch einfach die Raumtemperatur Froeschlein_0-1614069744651.pngvon 23° auf 21° ändern kann?

  2. wenn ich in der Wohnung meine Heizkörper voll aufdrehe werden die knallheiß. Mit einem Infrarotthermometer messe ich am Heizkörper etwas um die 75°C.
    Innerhalb von ca. 30 Minuten kann ich einen Aufguss machen im Zimmer (wobei das zugegebenermaßen recht klein ist).
    Ist es sinnvoll, die Temperatureinstellungen an der Zentralheizung möglichst niedrig zu halten, sodass die Heizkörper in der Wohnung zwar ausreichend, aber nicht mehr knalle heiß werden? Ich erhoffe mir durch eine Reduktion der Kesseltemperatur eine merkliche Reduktion des Ölverbrauchs.
    Das Haus ist wie gesagt recht alt und der Heizungsraum nicht besonders gut isoliert. Hier befürchte ich hohe Energieverluste, wenn der immerzu die Kesseltemperatur unnötig hoch hält.

 

Sehr gerne nehme ich auch Links zu weiterführenden Informationen entgegen, die mir dieses Thema etwas erläutert.

 

Herzlichen Dank schonmal für's Lesen und auch für's Antworten 😉

 

Viele Grüße,

Froeschlein

10 ANTWORTEN 10

Hallo Froeschlein,

 

zu deiner 1. Frage:

Du hast Recht, dass man sowohl mit der Raumsolltemepratur als auch mit dem Niveau eine Parallelverschiebung der Heizkennlinie vornimmt. Allerdings hat eine Änderung der Raumsolltemperatur eine größerer Änderung der Heizkennlinie als eine Änderung des Niveaus zur Folge. Die folgende Grafik veranschaulicht das etwas.

th3063_0-1614075709915.png

Weiterführende Informationen findest du z. B. hier.

 

Mit Deiner Überlegung, dass bei einer optimalen Heizkennlinie die Räume sowohl im tiefsten Winter als auch in der Übergangszeit genau richtig warm werden, hast Du auch Recht. Allerdings sollte die Heizung dabei nicht "zu warm", sondern eben "genau richtig" warm werden.

 

Damit kommen wir auch schon zu deiner 2. Frage:

Die "knallheißen" Heizkörper sind sicherlich nicht optimal. Um die richtige Vorlauftemperatur zu finden, solltest du zunächst alle Thermostatventile an den Heizkörpern auf vollständig AUF (meistens Stufe 5) stellen. Vermutlich wird es bei der momentanen Einstellung der Heizkennlinie dann viel zu warm in den Räumen. Jetzt stellst du zunächst über die Raumsolltemperatur deine Wunschtemperatur ein also z. B. 21 °C (wobei das nur eine grobe Orientierung ist). Danach stellst Du Niveau und Neigung ein. Wenn du noch gar keine Orientierung hast, würde ich erst mal mit Niveau 0 und Steigung 1,4 anfangen. Dann musst du dich langsam an die optimale Kennlinie herantasten. Dabei hilft dir der oben stehende Link. Das ist leider ein sehr langwieriger Prozess. Ziel ist es, dass die Steuerung die Vorlauftemperatur so niedrig wie möglich bzw. nur so hoch einstellt, wie es unbedingt erforderlich ist. Sobald du die Thermostatventile zudrehen musst, weil es sonst zu warm wird, erzeugt die Heizung mehr Wärme als nötig und verbraucht dann natürlich auch mehr Öl.

 

Natürlich wird es immer Räume geben, in denen man es nicht so warm haben möchte z. B. im Schlafzimmer. Da muss man dann schon das Ventil an der Heizung runterdrehen. Aber in den anderen Räumen gilt das oben geschriebene.

 

Für "Fortgeschrittene" kann man später auch noch über den Volumenstrom und die Spreizung weitere Optimierungen vornehmen. Aber bis dahin solltest du erst einmal eine gute "Grundeinstellung" gefunden haben.

 

Melde dich ruhig nochmal, wenn du noch weitere Fragen hast.

 

Viele Grüße, Thomas

 

 

Hallo Thomas,

 

vielen Dank, das hat mir schon sehr geholfen!

 

Nehmen wir mal folgendes Szenario an:

Das Bad soll der wärmste Raum des Hauses sein.

"Zufälligerweise" ist das Bad auch der am weitesten vom Heizkessel entfernte Raum, das dort ankommende Heizungswasser ist also das kälteste (verglichen mit den anderen Zimmern).

Ich drehe das Thermostat im Bad dann auf 5 und stelle die Kennline des Brenners so ein, dass bei voll offenem Thermostat die 22° erreicht werden.

In den näheren Zimmern werde ich auf höhere Temperaturen kommen, die ich mit den jeweiligen Thermostaten einstelle.

Das Bad wird dann nicht wärmer als 22° und ich habe meine "untere Kesseltemperatur" gefunden.

Hab ich das richtig verstanden?

 

Was würde denn dann passieren, wenn in anderen Zimmern die Heizung voll aufgedreht wird?

Könnte dann passieren, dass für das Bad nicht mehr genügend heißes Wasser zur Verfügung steht?

(Das ist jetzt eher eine Verständnisfrage, weil ich noch keine Ahnung habe, wie sehr sich einzelne Zimmer oder gar die 3 Wohnungen im Haus gegenseitig beeinflussen).

 

1000 Dank 😀

 

Viele Grüße,

 

Chris

Hallo Chris,

zu deinem "Badezimmerszenario" 😉
Das hast du genau richtig verstanden! 🙂

Auch bei deiner zweiten Frage hast du die Zusammenhänge richtig erkannt. Ohne einen hydraulischen Abgleich beeinflussen sich die Heizkörper gegenseitig. Wenn alle HK aufgedreht sind, kann es passieren, dass einige HK (meist die am weitesten entfernten) nicht mehr richtig warm werden. Dann muss der Volumenstrom erhöht (sofern die Pumpe das noch hergibt) oder die anderen HK in ihrer Wärmeleistung gedrosselt werden. Ein höherer Volumenstrom hat auch den Vorteil, dass man dann meistens die Vorlauftemperatur noch weiter absenken kann, da die HK mehr Wärme abgeben.

Ein hydraulischer Abgleich ist auf alle Fälle zu empfehlen. Dazu solltest du dir einen GUTEN Installateur suchen, der Erfahrung damit hat.

Weitere Fragen beantworte ich gerne, falls es in meiner Macht liegt 🙂

Viele Grüße, Thomas

Hallo Thomas,

 

vielen lieben Dank für deine Antworten!

Tatsächlich habe ich jetzt ein wenig am Niveau der Heizung verändert und noch keine negativen Auswirkungen bemerkt. Seit der originären Einstellung habe ich das Niveau um 7 Punkte reduziert.

 

Durch deinen Hinweis habe ich mich mit der Pumpe dann auch nochmal befasst. Die Beschreibung von Wilo war für mich verständlich und nach ein, zwei Anleitungen zur Berechnung der Förderhöhe habe ich für diese den Wert 1,3 berechnet.

Eingestellt sind aktuell 3,4.

Das ist das mehr als 2,5-fache des von mir errechneten Wertes.

 

Welche Vor- und Nachteile haben eine höher bzw. niedriger eingestellte Förderhöhe?
Wenn sie zu niedrig ist, nehmen die unteren Heizkörper den oberen vermutlich die Wärme weg, das spricht für eine (mindestens ausreichend) hoch eingestellte Füllhöhe.
Da man aber genaue Berechnungen und Einstellungen vornehmen kann, gehe ich davon aus, dass es auch sinnvoll ist, sie möglichst genau einzustellen und nicht einfach "volles Rohr draufzuballern". 😂

 

Also meine Hauptfrage wäre jetzt "kann ich da was kaputt machen?" und meine Nebenfrage eben "was passiert, wenn Füllhöhe zu hoch / zu niedrig eingestellt sind"? 

 

Vielen lieben Dank für deine / eure Unterstützung!

 

Chris

Hallo Chris,

es freut mich zu hören, dass du dich so intensiv mit deiner Heizung beschäftigst 🙂 Das tun längst nicht alle 😞

Also zu aller erst einmal. Kaput machen kannst du mit einer falsch eingestellten Heizkennlinie / Förderhöhe in aller Regel nichts. Allerdings läuft im Extermfall die Heizung sehr ineffizient.

Nun zu deinen Fragen. Mit dem Wert 1,3, den du ausgerechnet hast, meinst du wahrscheinlich 1,3 mWS (MeterWasserSäule). Das entspricht 130 mbar und damit kommst du der Empfehlung von Viessmann, die interne Pumpe auf eine Restförderhöhe von 120 mbar einzustellen recht nahe.

Tendenziell würde ich da eher noch "eine Schippe drauflegen". Versuch ruhig mal 1,7 m oder vielleicht sogar 2 m. Du hast natürlich Recht, dass "volle Pulle" auch nicht gut ist.

Bei zu hoher Pumpenleistung können die Heizkörper die zugeführte Wärme nicht mehr richtig abgeben und es kommt zu einer Anhebung der Rücklauftemperatur. Das wirkt sich negativ auf den Brennwerteffekt aus.

Die üblichen Berechnungen für die Restförderhöhe gehen von einer Temperaturspreizung (Differenz zwischen Vorlauf- und Rücklauftemp.) von ca. 15 K aus. Wenn man die Pumpenleistung (Restförderhöhe) etwas steigert, verringert sich die Spreizung, das heißt die Rücklauftemp. steigt. Das ist erst mal schlecht.

Gleichzeitig kann man dann aber mit der Vorlauftemperatur noch etwas runtergehen, weil die Heizkörper bei einem höheren Volumenstrom eine höhere Leistung haben. Dadurch sinkt dann auch wieder die Rücklauftemp. und der Brennwerteffekt wird wieder besser. Jetzt sind wir also an einem Punkt, wo wir bei gleich niedriger Rücklauftemp. eine niedrigere Vorlauftemp. benötigen, um die Räume auf die gleiche Temperatur zu bringen. Eine niedrigere Vorlauftemperatur bedeutet weniger Gasverbrauch. Da freuen sich das Klima und der Geldbeutel 🙂

Wenn du es auf diese Weise schaffst, mit der Spreizung auf unter 10 K zu kommen, hast du schon viel erreicht. Aber übertreib es nicht mit der Pumpenleistung. Irgendwann ist Schluss für die Heizkörper. Dann können die auch bei noch größerem Volumenstrom nicht noch mehr Leistung abgeben.

Viel Spaß beim Experimentieren und viele Grüße, Thomas

Hi Thomas,

 

deine Art, etwas zu erklären ist für mich total einleuchtend und verständlich, du kannst die Sachen hervorragend beschreiben und ich bin dir sehr dankbar für deine Antworten!

Auch hab ich mit deiner Antwort jetzt verstanden, wie ein Brennwertkessel funktioniert, auch wenn ich selbst noch einen alten habe, der diesen Effekt noch nicht ausnutzt.

 

Verstanden habe ich, dass ein größerer Temperaturgradient am Heizkörper bedeutet, dass die Differenz zwischen Vorlauf- und Rücklauftemperatur dann natürlich auch steigt, was für einen Brennwertkessel in sinnvoll ist. In meinem Fall habe ich davon keinen Vorteil, weil kein Brennwertkessel.

Gemessen habe ich am Heizkörper übrigens gerade oben 50° und unten 25°.

Das ist dann ja schon eher ein großes Delta.

 

Erhöhe ich nun die Durchflussmenge wieder, erhöhe ich damit dann auch die Rücklauftemperatur und damit die Leistung des Heizkörpers.

Somit kann ich noch weiter mit der Vorlauftemperatur runter gehen, da der Heizkörper durch den stärkeren Durchfluss gleichmäßiger warm wird.

 

Beide Daumen hoch und nochmal vielen Dank!

 

Chris

Guten Morgen Chris,

vielen Dank für deine lobenden und anerkennenden Worte. Darüber habe ich mich sehr gefreut 🙂

Die Heizkörper sollten oben und unten schon einigermaßen gleich warm sein, vousgesetzt das Thermostatventil ist voll geöffnet. Ansonsten musst du, wie du schon richtig erkannt hast, den Durchfluss erhöhen.

Viele Grüße und einen schönen Sonntag, Thomas

Hallo Thomas,

 

nach 10 Tagen des sachten Korrigierens bin ich gerade wieder etwas verunsichert und möchte mich absichern, dass ich keinen Denkfehler habe.

Mittlerweile habe ich die eingestellte Temperatur ziemlich krass reduziert.

Das "Niveau" habe ich von +2 auf das Minimum -13 eingestellt.

Da dann scheinbar immernoch "Luft nach unten" war, hab ich danach die "Raumtemperatur" suk­zes­si­ve reduziert von ursprünglich 22° auf jetzt 18°.

Addiere ich die beiden Differenzen, komme ich auf eine Gesamtveränderung von fast 20°.

Zwar glaube ich, dass die Zimmer länger brauchen, bis sie warm sind und messe auch an den Heizkörpern keine >80° mehr, aber kann das denn sein?

Ich bekomme so langsam den Verdacht, dass diese extremen Einstellungen nur eine schwache Wirkung zeigen.

20° Reduktion kommt mir doch SEHR viel vor... 

Habe gelesen, dass 1° Reduktion ca. 6% Heizkosten einspart. Bei einer Reduktion um 19° wären wir dann nach meiner Rechnung bei knapp 70% Einsparung, ich würde jetzt also nur noch 30% des Öls verbrauchen, das ich vor der Anpassung im Februar verbraucht habe.

 

😲

 

Vielen lieben Dank und beste Grüße,

 

Chris

 

Hallo Chris,

 

deine aktuellen Einstellungen erscheinen mir jetzt doch etwas sehr krass. Leider hast du nicht geschrieben welche Neigung du eingestellt hast. Dadurch kann ich mir kein richtiges Bild von deiner Heizkennlinie machen.

 

Ich habe das Gefühl, dass du immer nur versuchst, die Heizkennlinie an die gerade aktuelle Außentemperatur anzupassen. Natürlich kommt man mit einem Niveau von -13 °C und einer entsprechend "krassen" Neigung (z. B. 2) auch auf eine Vorlauftemperatur, die für die aktuelle Außentemperatur passend ist. Sobald es dann aber wärmer oder kälter draußen wird, passt es dann nicht mehr. Das ist nicht der Sinn der Sache.

 

Das mit der Energieeinsparung kenne ich etwas anders. Ich hatte gelesen, dass eine Reduzierung der RAUMtemperatur um 1 °C ca. 5 % Energie einspart. Dabei ist es unerheblich mit welcher Heizkennlinie bzw. Vorlauftemperatur diese Raumtemperatur erreicht wird.

 

Ich fürchte, da wirst du noch etwas experimentieren müssen. Um nicht zu viele "freie" Parameter zu haben, würde ich die Raumsolltemperatur erst einmal fest lassen und auf einen Wert einstellen, den du am Ende wirklich erreichen möchtest z. B. 21 °C. Schau auch mal, was deine Heizkennlinie bei Außentemperaturen von -20 °C bzw. -30 °C macht. Wenn da Temperaturen von >> 80 °C herauskommen, stimmt sowieso etwas nicht, da die Steuerung dann ohnehin die max. Vorlauftemperatur reduzieren würde, falls nicht vorher sogar der Sicherheitstemperaturbegrenzer (STB) auslöst.

 

Viele Grüße, Thomas

Hi Thomas,

 

die Raumtemperatur (als zweiten Parameter) habe ich erst reduziert, nachdem ich mit dem Niveau (der erste Parameter) nicht mehr runtergehen konnte, weil ich dort am unteren Anschlag angekommen war.

 

Die Neigung wollte ich erstmal nicht anfassen und hatte sie unverändert auf 1,4 gelassen, aus genau dem von dir genannten Grund: zu viele Änderungen verringern die Reproduzierbarkeit von Ursache und Wirkung.

 

Da die Außentemperatur in den letzten Tagen schon relativ vergleichbar war, war der Plan, jetzt erstmal die Übergangszeit in den Griff zu kriegen. Die Neigung  schau ich mir dann ja zwangsläufig im nächsten Winter an, wenn es draußen wieder biestig kalt wird.

 

Danke auch für den Hinweis meines Rechenfehlers... das relativiert das Einsparpotential "etwas" 😂

 

Ich kann ja mal der Vorlauftemperatur mehr Beachtung schenken und das einfach mal mitprotokollieren.

 

Viele Grüße!

 

Chris

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