Ich habe mir die neue Version der ViCareApp angesehen, und das Feedback mit meinen offenen gebliebenen Wünschen zusammengefasst. Fehlende Use Cases Einmalige Absenkung: Wenn die Sonne scheint, wird die Raumtemperatur um 1 bis 2° zu hoch, weil die FBH träge ist. Wenn die Wettervorhersage für den Tag Sonne vorhersagt, würde ich gerne manuell die Heizung entsprechend anpassen. Dafür wäre eine Kachel gut, die für eine einstellbare Anzahl von Stunden (oder besser kWh Heizleistung) absenkt, und danach automatisch in den Normalbetrieb umschaltet. Von einem Freund weiß ich: Wenn er manuell absenkt und vergisst zurückzustellen, merkt es seine Frau zuerst, wenn es kalt wird. Das Aufheizen dauert dann Stunden, und er kann die Nacht am Sofa schlafen:-) Unterstützung zur Feinjustierung der Warmwasserbereitung. Das Warmwasser wird bei mir zu Mittag erwärmt, bei höchster Tagestemperatur und Leistung der PV-Anlage. Um auf der sicheren Seite zu sein ist die Zieltemperatur eher zu hoch. Ich möchte feststellen wie viel die Zieltemperatur zu hoch eingestellt ist. Dafür würde ich die Verlaufsdaten (Vorgabe- und Ist-Werte) benötigen, mit einer grafischen und/oder tabellarischen Darstellung über wählbare Zeiträume. Unterstützung zu Feinjustierung der Heizkurve. Das Gleiche wäre auch für die Raumtemperatur gut. Die Wohnraumlüftung liefert mit über die Abluft recht genau die Durchschnittstemperatur des Hauses. Damit könnte man auch Soll und Ist gut abgleichen, wenn es eine API gibt, mit der man externe Messungen einspeisen kann. Usability (basierend auf iOS-App) Kacheln konfigurierbar machen: keine Kachel für einen nicht verwendeten Heizkreis anzeigen, Comfort & Saving Paket ausblenden (wird von diesem Heizsystem nicht unterstützt). Das 'X' links oben, um ein Detailfenster zu einer Kachel nach eine Eingabe zu schließen, z.B. nach der Änderung der Zieltemperatur, ist suboptimal. Mit 'X' assoziiert man eine "Abbrechen"-Funktion. Der Pfeil zurück '<' wäre besser. Die App sollte so "responsive" sein, dass sie auch im Querformat auf einem iPad mit angepasster Auflösung angezeigt wird. Die Zieltemperatur sollte etwas genauer eingestellt werden können, z.B. in 0.5° Schritten Die Zieltemperaturen sollten unabhängig vom Status des Heizkreises eingestellt werden, damit ich etwa am Abend die Zieltemperatur für den nächsten Tag ändern kann. (Generell empfiehlt Usability-Guru Nielsen Anzeige- und Aktor-Widgets eher zu trennen). Warmwasser anfordern sollte zusätzlich zu „Schnelle Auswahl“ auch aus der Warmwasserkachel möglich sein. Das Zeitprogramm für Warmwasser sollte auch für alle Wochentage gemeinsam eingestellt werden können, damit Änderungen nicht 7 x zu machen sind. Bei der Zeiteinstellung der WW-Temperatur muss man die Uhrzeit-Eingabe einklappen bevor man zurück geht, sonst geht die Änderung verloren. Das widerspricht dem gewählten UI-Paradigma, dass man auf Save/Cancel verzichtet und Eingaben sofort übernommen werden. Integration mit Fremdprodukten und offene Schnittstellen In meinem Haus sind die PV-Anlage (in Zukunft mit Speicher), die kontrollierte Wohnraumlüftung und der Kaminofen mit Einspeisung in den Pufferspeicher nicht von Viessmann, sollten aber in die App integriert werden, damit diese Anlagen nicht außen vor bleiben oder redundante Zusatzgeräte benötigen. Idealerweise arbeiten Sie längst mit anderen Herstellern in internationalen Normierungsgremien an geeigneten Standards. Damit ist nicht KNX oder Modbus gemeint, sondern REST-APIs mit überschaubarer Komplexität, um die wichtigsten Use Cases zu bedienen. Falls aus der Normierung noch keine ausreichenden APIs entstanden sein sollten, wäre die Freigabe einer herstellerspezifischen API ein guter Zwischenschritt – sehr wahrscheinlich würde die Community sehr schnell Integrationsschnittstellen entwickeln. In einer datengetriebenen Welt sind offene Schnittstellen ein Wettbewerbsvorteil wenn ein Anbieter oder eine Anbietergruppe es schafft eine entsprechendes Ökosystem darum herum zu bauen. Das hat in anderen Bereichen sehr gut funktioniert. Häufig sind Installateur und Elektriker unabhängige Lieferanten und haben meistens wenig Bezug zum jeweiligen anderen Fachgebiet. Regelungstechnik und Optimierung sind daher in der Praxis nachrangig. Im Ergebnis sind Anlagen suboptimal eingestellt und nutzen die technischen Möglichkeiten einer Vitocal nicht vollständig. Zentrale Datenerfassung und -auswertung und Verbesserungsvorschläge durch Viessmann könnten dieses Problem umgehen. In diesem Zusammenhang könnten man auch gleich den Datenschutz nachbessern, siehe unten. Die Eigenverbrauchoptimierung der WP mit PV soll datengetrieben werden. Generell denke ich, dass die statische Optimierung mit den aktuellen Sensordaten der falsche Ansatz ist, weil ohne Wetterprognose das Verbesserungspotential gering ist, oder bei schlechter Einstellung sogar Nachteile bringt, vor allem in Kombination mit Batteriespeichern, deren Ladung teurer ist als thermische Speicher. Der allgemeine Ansatz sollte sein: (a) thermische vor elektrischer Speicherung; (b) prognose-basierte Steuerung und (c) Preis- und Steuersignale des Energielieferanten nutzen. Optimierung nach PV-Ertrag: Es gibt verschiedene API-Dienste für Solarprognosen, die wegen der Komplexität nicht die Qualität der Temperaturprognosen haben, aber besser als eine statische Annahme sind. In diesem Bereich wird auch eifrig geforscht, weil die großen Solarparks damit optimiert werden. Die Optimierung nach Temperaturprognose sollte nur Zielvorgaben benötigen, der Rest sollte automatisch aus den Kapazitäten von Warmwasser- und Pufferspeicher sowie der Speicherkapazität der Fußbodenheizung zu berechnen. Auf Basis der Tagestiefst- und Höchstwerte sollte das System wissen, wann es wirtschaftlicher ist bei höheren Außentemperaturen den Speicher zu laden, statt 1:1 über die Führung der Außentemperatur zu steuern. Die Einbindung unterschiedlicher Prognosedienste über ein offenes Protokoll würde dem Anwender erlauben den Feed mit dem besten Preis/Leistungsverhältnis auszusuchen. Cyber Security Ich finde zwar eine Cloud-basierte Lösung für die meisten Anwender die sicherste und zuverlässigste Variante, aber nur wenn diese entsprechend abgesichert ist. Dazu würde ich vor allem folgen Maßnahmen sehen: a) Trennung von personenbezogenen Stammdaten von den Bewegungsdaten. Der Zweck ist, dass im Falle der Kompromittierung des Systems der Angreifer keine Information zum genauen oder ungefähren Standort oder Tages- oder Urlaubszeitprogrammierungen bekommt. b) Starke Authentifizierung. Für Änderungen der Einstellungen sollte ein starker 2. Faktor abgefragt werden können. Es gibt am Markt 2FA-Lösungen, die auch für sehr viele Benutzer kostengünstig sind. c) Die Vitoconnect muss resilient gegen unsinnige Steuereingaben vom Internet aus sein, und Ein- und Ausschaltverzögerungen müssen lokal immer mit einem zufälligen Wert beaufschlagt werden, damit ein Angriff einen kompromittierten Cloud-Server nicht leicht missbrauchen kann um das Netz zu destabilisieren. Ein zentrales Monitoring sollte zusätzlich Angriffe erkennen können. d) Die Heizung muss weiterhin ohne Internet funktionieren. e) Eine transparente Auflistung der Sicherheitsmaßnahmen, und welche davon durch unabhängige Stellen überprüft wurden, wäre nicht nur ein Verkaufsargument, sondern eine Motivation diesen Bereich nicht zu vernachlässigen. Entwicklerportal Obwohl die Diskussion um offene Schnittstellen schon im Thread „ViCare: Blick zurück und nach vorne“ vom September 2018 begonnen hat, habe ich noch immer keinen Zugriff auf das Entwicklerportal bekommen – schade.
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