Um diesen Thread zu einem übersichtlichen Abschluss zu führen, sodass er eventuell anderen schneller eine Hilfe ist, möchte ich nochmal meine Erkenntnisse zusammenfassen (Details lassen sich dann im Thread nachlesen). Einen riesen Dank möchte ich dabei nochmal an @Guennie aussprechen, der mich die ganze Zeit hier gut mit seiner Expertise, Ratschlägen und Hilfen begleitet hat. Natürlich geht auch ein Dank raus an den Rest der Community hier und die zahlreichen bereits existierenden hilfreichen Posts. Ausgangslage Wir bewohnen einen Altbau mit hauptsächlich Radiatoren und in einem Bad einer kleinen Fußbodenerwärmung, die aber im gleich Heizkreis (HK) hängt. Wir haben eine Vitocaldens 222-f (Gas/WP-Hybrid) in der 10kW 230V Ausführung der Außeneinheit. Warmwasser (WW) wird wie für das Gerät typisch in der Inneneinheit mitgemacht. Hinter der Inneneinheit hängt bei uns eine Vitocell 200L Puffer, der als hydraulische Weiche dient. Dahinter kommt eine Divicon-Heizkreisverteilung mit Erweiterungssatz und Mischer. Problem Wir hatten sehr geringe Laufzeiten des Verdichters und eine hohe Taktung (ca. 15min Laufzeit und 30-40 Takte am Tag). Dabei lief der Verdichter immer auf recht hoher Leistung. Zusätzlich dazu hat auch der Brenner in dem Zeitraum massiv zugeheizt. Aufgefallen ist das erst durch kontinuierliches Monitoring der täglichen Strom- und Gasverbräuche, da die hydraulische Weiche alles schön kaschiert hat. Ziel und Erreichung Mit im Folgenden beschriebenen Maßnahmen ist es gelungen die Vorlauftemperatur im Gesamten deutlich zu verringern, die Takte auf teilweise unter 10 am Tag zu reduzieren (da funkt bei dem Kombigeräten immer die WW-Bereitung ein bisschen mit rein), mit Laufzeiten von im Schnitt 1-2 Stunden. Weiterhin bleibt die Raumtemperatur nun gleichmäßiger. Die Verdichterleistung wird in der Zeit merklich reduziert und moduliert wie vorgesehen. Der Brenner kommt wirklich nur noch zum Zuge wenn notwendig (oder ökonomisch deutlich sinnvoll). Strom- und Gasverbrauch konnten damit zusammengenommen reduziert werden. Lösungsweg 0. Vorbedingung Heizlast und Dimensionierung der Wärmepumpe Zunächst sollte geprüft werden, ob die Wärmepumpe (WP) geeignet dimensioniert ist. Ist sie (wie leider häufig anzutreffen) zu groß dimensioniert, wird man Schwierigkeiten haben die hohe Taktung vollständig zu verhindern, kann aber dennoch im Rahmen der Gegebenheiten optimieren. Eine Heizlastberechnung und Auslegung der WP hat im Optimalfall der Heizungsbauer (HB) durchgeführt. Wenn nicht, kann man das professionell nachholen oder selbst grob überschlagen, z.B. mit der hier (YouTube - Der Fachwerker) vorgeschlagenen Methode oder etwas detaillierter mit einem Tool wie dem Heizlast-Report. In meinem Fall haben wir eine ungefähre Heizlast von 16kW (was schon relativ hoch ist). Daher ist unser WP mit 10kW eigentlich etwas unterdimensioniert, der Gasbrenner der Hybridanlage kann aber die Spitzen abfangen. Im Zweifel sollte die WP lieber unter- statt überdimensioniert sein. 1. Hydraulischer Abgleich (optimieren) und Pumpenleistung Wenn ihr Glück habt, wurde bei euch ein guter hydraulischer Abgleich von eurem Installateur passend auf die Vorlauftemperaturen eures Systems durchgeführt. Wenn nicht, kann man dies selbst mit recht viel Zeitaufwand aber sehr optimiert nachholen. Wir haben bei uns auf möglichst niedrige Vorlauftemperaturen und möglichst hohen Durchfluss in den Radiatoren optimiert. Ziel ist es dabei, dass möglichst viel der auf das System abgestimmt produzierten Wärme von den Radiatoren direkt abgenommen werden kann. Alle Thermostate/Einzelraumregelungen (ERR) sind entweder abmontiert oder voll aufgedreht (mit der Ausnahme, dass man beim Lüften mal zudreht oder bei großer Sonneneinstrahlung etc). Die Ventilvoreinstellungen sind so weit wie möglich geöffnet. Die HK-Pumpe habe ich so hoch wie möglich gedreht bis zu dem Punkt, dass die Heizkörper zu stark zu rauschen beginnen (Stufe 3,5 von 6 bei unserer WILO). Leider habe ich keinen Volumenstrommesser an meiner Pumpe und musste das sukzessive herausfinden. Ziel sollte es sein, dass der Volumenstrom im HK minimal höher ist als der Volumenstrom im Sekundärkreis der Inneneinheit, damit die Wärme ideal verteilt und abgenommen wird. 2. Temperatursensoren prüfen Bei uns war das Problem, dass sowohl der Sensor für den Puffer als auch für den HK-Vorlauf recht große Abweichungen gezeigt haben. Auf Basis von falschen Messwerten sind alle Optimierungen an der Regelung nur sehr schwer durchzuführen und verhalten sich häufig nicht so, wie erwartet. Es kann zu sehr merkwürdigen Effekten kommen. Daher sollte man sicherstellen (Sinnhaftigkeit, manuelle Messung, weitere Sensoren, Wärmebildkamera, ...), dass die Sensoren zum aktuellen Zeitpunkt halbwegs genau messen. Es kann immer kleinere Abweichungen geben, aber +/-3K können definitiv problematisch werden. Erst wenn das sichergestellt ist, kann man eigentlich erst an den Parametern optimieren. Vorläufig kann man ein paar der Temperaturwerte über den Sensorabgleich korrigieren. 3. Bivalenzpunkt optimieren Der folgende Schritt mag nicht in jedem System helfen, hat bei uns aber geholfen, dass ein Takt länger ist und die WP in eine gute Modulation findet. In meinem Fall habe ich die Anlage auf ökonomische Betriebsweise gestellt und zusätzlich aber die Bivalenttemperatur des Brenners (7B02) von standardmäßig +20 auf -5 gestellt. Damit darf sich erst bei -5°C der Brenner für das Heizen dazuschalten (WW ist davon erstmal ausgenommen). Ähnliches kann auf über die Einstellung einer festen Temperaturgrenze erreicht werden. Das hat bei uns insofern geholfen, dass dadurch bei hoher Wärmeanforderung nicht gleich beide Systeme beheizt (und möglicherweise überheizt haben) und dadurch der Takt der kurz geworden ist. Es mag sein dass ich als Preis für eine bessere Taktung etwas höhere Stromkosten provoziere, dafür habe ich eben kaum Gasverbrauch. Der lässt sich bei den meisten aber auch schwieriger monitoren und ist CO2 technisch natürlich ungünstiger. Für mich ein guter Kompromiss. 4. Warmwasserbereitung optimieren Die Kombigeräte haben den Nachteil, dass die Warmwasserbereitung immer den Heizkreislauf kurzzeitig unterbricht. Es werden für eine möglichst kurze Zeit deutlich höher Vorlauftemperaturen gefahren und ggf. ist danach der Sekundärkreis im Gesamten in einem Zustand, dass der Verdichter erstmal wieder abschaltet. Um dieses Problem zu umgehen, versuche ich die WW-Bereitung möglichst zu reduzieren. Ich habe eine große Hystere von 10 statt den standardmäßigen 5 eingestellt, habe zwar das Zeitprogramm von 6-18 Uhr gestellt, meine Zirkulationspumpe läuft bei uns aber nur morgens zur Duschzeit im 5/10 Modus. In unserem Haus würde sonst relativ viel WW-Wärme verloren gehen. Solange kein Warmwasser gezapft wird, kann es so relativ lange im Speicher gehalten werden und es kommt selten zur Nachbeheizung des WW und Unterbrechung der Beheizung des HKs. 5. Puffer: Betriebsart und Hysterese In Verbindungen mit vorherigen Maßnahnamen habe ich letztlich nur wenige Einstellungen an den Anlagenparametern geändert, um die Taktung zu verringern. Der entscheidenste Punkt war das Anheben der Ausschalthysterese des Pufferspeichers (7209) von von 0 auf 50 (5K). Dies bewirkt bei uns, dass der Verdichter den Puffer etwas überheizen kann, so aber deutlich mehr Spielraum hat um in einen modulierenden Zustand zu kommen. Zu einer Über- oder Unterbeheizung kommt es nicht, das unser Mischer sich ja seinem Bedarf nach aus dem Puffer bedient. Weiterhin hat es für uns besser funktioniert, wenn ich den Betriebsstatus im Zeitprogramm Pufferspeicher von "Normal" auf "Oben" umgestellt habe (das ist schon in der Endkunden-Ebene zu finden). Das sorgt kurz gesagt dafür, dass die Ausschaltung der Beheizung nicht auf Basis von Puffertemperatur und Sekundärkreisrücklauf + Hysterese, sondern auf Basis von Puffertemperatur + Hysterese stattfindet. In unserem Fall ist der Rücklauf im Sekundärkreis zum einen nach der WW-Bereitung häufig deutlich höher als die Puffertemperatur, schwankt recht viel (da er sich auf wohl dadurch dass der Rücklauf durch den unteren Teil des Puffers läuft noch vermischt) und spiegelt auch nicht genau das wieder was ich in meinem Kopf habe, wenn ich über die Funktionsweise des Puffers nachdenke. Es kann dabei recht individuell sein, ob für euch dieser Betriebsstatus auch besser passt oder die genauen Werte für die Ausschalthysterese (oder auch Einschalthysterese 7203). Da muss man einfach ein bisschen mit rumspielen. Ich hoffe diese Ausführungen helfen dem/der ein oder anderen. Für mich jedenfalls ein guter Zeitpunkt dieses Thema für's Erste abzuschließen und nach monatelanger Recherche und Optimierung meinen Frieden damit zu finden 😂
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