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Viessmann Vitocal 300-G BWC 301.C06 Stromverbrauch

Hallo zusammen,

 

ich möchte auf euer Fachwissen zurückgreifen, da ich selbst im Bereich Wärmepumpe noch nicht viel Wissen aufgebaut habe.

 

Unser EFH befindet sich noch im Bau, die Heizungsanlage ist bereits fertig gestellt und jetzt relativ frisch im Betrieb.

 

Zu den Daten:

 

Gebäude (noch im Bau)

- 172qm Wohnfläche, vollständig mit FBH ausgestattet

- 2 Vollgeschosse, Kfw 55 Standard, Massivbau

- oberste Geschossdecke bereits gedämmt (Kaltdach)

- Innenputz ist eingebracht, Außenputz fehlt noch

- Erdwärmebohrung 142m

- Estrichtrockung ist durch (nicht über WP)

 

Heizungsanlage

Vitocal 300-G BWC 301.C06

 

Warmwasseraufbereitung wird auch über die Heizung erfolgen, aktuell wird kein Wasser erhitzt.

 

Nun zu meinen Fragen bzw. der aktuellen Situation:

Das EFH befindet sich noch im Bau, wird also aktuell noch nicht bewohnt. Der Bau hat folglich noch viel Feuchtigkeit in sich, daher ist auch die Heizung angestellt. Die Speichertreppe ist aktuell noch nicht eingebaut (Loch in oberster Geschossdecke) und die Haustür ist noch nicht eingebaut (nur Bautür). Temperatur im Haus sind circa 20 Grad.

 

Werte die ich an der Heizung ablesen konnte:

 

- Vorlauftemperatur 29 Grad

- Raumsolltemperatur 20 Grad

- Neigung 0,4, Niveau 0K

- Heizkreispumpe "Ein"

- Zirkulationspumpe "Aus"

- Verdichter "Ein"

- Primärpumpe "Ein"

- Sekundärpumpe "Ein"

- Betriebsstunden Verdichter: 138 Stunden

- Anzahl Einschalt. Verd.: 24

- Laufzeit Wärmepumpe: 137 Stunden (lt. Betriebstagebuch)

- JAz Heizen: 6,5

- T.in: 11,4

- T.out: 5,4

- Heizstab ist m. E. ausgestellt

- kein Pufferspeicher für die Heizung (nur später fürs Wasser)

 

 

 

 

Meine Frage zielt auf den aktuellen Stromverbrauch ab.

 

Mir ist klar, dass dies aktuell keine normale Situation ist und man üblicher Weise eine Heizperiode beoachten sollte (und die Fertigstellung abzuwarten ist), dennoch treibt mich folgende Frage nach dem Stromverbrauch um. Mit dem HB konnte ich noch nicht sprechen, weiß daher auch nicht, ob der hydraulische Abgleich erfolgt ist.

 

Die Heizung verbraucht aktuell täglich 30 kwH, gemessen über einen eigenen Stromzähler. Wie gesagt, es handelt sich ausschließlich um Heizbetrieb und dies finde ich trotz der Umstände recht hoch.

 

Wie ist der hohe Stromverbrauch zu erklären? Liegt es daran, dass in einem Neubau erfahrungsgemäß noch viel Feuchtigkeit vorhanden ist? Liegt es daran, dass aktuell wohl noch relativ viel Wärme entweicht (fehlender Außenputz und Speichertreppe sowie Haustür)? Nur verstehe ich dann nicht, warum die Räume dennoch 20 Grad warm sind...müsste es dann nicht einfach kälter sein? Oder ist der Verbrauch normal, wie sind eure Erfahrungen?

 

Um weitere Daten der Heizung abzufragen, müsste ich wahrscheinlich die App nutzen, z.B. Rücklauftemperatur, Volumenstrom?

 

Vielen Dank.

 

 

 

6 ANTWORTEN 6

Hallo CKR,

 

Im Planungshandbuch steht für deine Wärmepumpe (z.B. in https://www.haustechnik-handrich.de/media/ee/69/c4/1709725734/vie-pa-z019166.pdf) für T10/35 ein elektrischer Leistung von 0,4 bis 2,07 (Nennleistung 0,89) kW für den Verdichter. Dazu kommt noch der Strom für Steuerung und Pumpen. Ein Verbrauch von 1,25kW pro Stunde (oder mehr) ist also zumindest denkbar. Ob dieser für KfW 55 bei 20°C Raumtemperatur in der letzten Woche normal ist hängt leider von vielen Faktoren ab:

 

  1. Allgemeiner U-Wert des EFH für Fenster und Wände, da eine WP hier schon einiges "schön"-rechnen kann und die Bandbreite von KfW 55 Bauten hier groß ist.
  2. Ausrichtung von Fenstern, da Sonneneintrag in den letzten Tagen abhängig von Standort nicht unwesentlich gewesen sein kann.
  3. Derzeitige Löcher in der termischen Hülle neben Bautür, z.B. Fenster auf Kipp unabgedichtete Mauerdurchbrüche für Stromleitungen, KWL, etc.
  4. Wärmezustand und Feuchte das Baukörper, d.h. wurde noch aufgewärmt oder hatte der Bau schon die 20°C erreicht.
  5. Andere Verbraucher die mitgemessen werden.

Die Anzahl der Verdichterstarts und Betriebsstunden sieht bei den wechselnden Temperaturen um diese Jahreszeit zumindest nicht auffällig aus. Ein Vergleich mit anderen Bauten ohne mehr Kenntnis über die Rahmenbedingungen und die abgebenen Wärmemengen ist aber schwierig.

 

Gruß Gwyn

PS: die JAZ Berechnung ist möglicher Weise nicht realistisch, da diese abhängig von der Einstellung des Parameter 5043 ohne die oft nicht unwesentliche Leistungsaufnahme der Primär- und Sekundärpumpen, sowie anderer Verbraucher des Heizungssystems erfolgt - meine WP war hier auf 1W eingestellt, was zu einer absolut unrealistischen JAZ von 8 bis 25 in den ersten Heiztagen im Oktober führte.

Guten Tag Gwynlavin,

 

danke für die sehr umfangreiche Antwort.

 

Wie sind denn die Erfahrungen anderer Forenmitglieder in einem (Massiv-)-Neubau?

Selbst jetzt bei etwas wärmeren Außentemperaturen haben wir noch einen Stromverbrauch von 30 kWh/Tag. Der Bau sollte mittlerweile aufgeheizt sein, nächste kommenden Donnerstag läuft die Heizung schließlich seit 14 Tagen.

 

Lassen sich weitere Informationen nur über die App auslesen, z.B. Temperatur Rücklauf und Volumenstrom?

 

Müsste das Haus von der Logik nicht kalt sein, wenn es über die thermische Hülle zu viel Energie verliert? Weil es findet ja keine Rückmeldung an die Heizung statt im Sinne von: Haus ist zu kalt, bitte Vorlauftemperatur erhöhen.

 

Zu den genannten Faktoren kann ich noch Folgendes ergänzen:

 

1. U-Werte:   Fenster Uw = 0,83W/m²K, Ug = 0,5W/m²K

                     Außenwand 365mm Porenbeton, in Summe U = 0,210 W/(m²k)

2. Der Sonnenertrag war die letzten Tage sicherlich eher geringer wie höher, das ist korrekt.

3. Neben den genannten Löchtner (Bautür) gibt es keine weiteren Löche in der thermischen Hülle. Die Speicherluke ist nun seit dieser Woche geschlossen.

4. Die Feuchte des Baukörpers könnte natürlich ein Fakt sein, allerding ist z. B. der Estrich schon seit Oktober eingebracht und wurde bereits im alten Jahr getrocknet.

5. Andere Verbraucher kann ich aus zweierlei Gründen ausschließen: Es gibt momentan keine anderen Verbraucher und die WP läuft über eigenen eigenen Zähler.

 

Hat noch jemand weitere Ideen?

Hallo CKR,

 

Hmm, um eine definitive Aussage zu treffen bräuchte man mehr Informationen über die genaue Heizlast, die Norm-AT und die Lage des Gebäudes wegen aktueller AT.

 

Wenn Dein Haus bereits aufgeheizt, trocken und die AT vergleichbar zu meinem Wohnort sind, wären  30kWh pro Tag für mich auch ein beunruhigender Wert: In der letzte Woche hat mein Haus 228kWh Wärme von meiner Vitocal 333-g BTW 331,C12 WP bezogen. Da ich den WP-Strom nicht separat messe, kann ich den Stromverbrauch dafür nur ungefähr auf 45kWh schätzen.

 

Grundsätzlich gibt dein WP auch eine Menge Informationen ohne APP heraus. Die meisten Informationen verstecken sich dabei unter Diagnose im Service-Menü:

gwynlavin_0-1712029358516.png

Hier kannst du unter "Diagnose" -> "Energiebilanz" Details zum Stromverbrauch des Kältekreislauf und der berechneten Wärmeabgabe nach Kalenderwochen einsehen.

Ich würde auch mal einen Blick unter "Diagnose" -> "Wärmepumpe" werfen. Falls dein Durchlauferhitzer doch eingeschaltet ist, findet sich hier ein Menüpunkt "Durchlauferh. Stufe 1/2" mit den Betriebsstunden.

Siehe auch Seite 120 in https://static.viessmann.com/resources/technical_documents/DE/de/VSA/5841005VSA00002_1.pdf?#pagemode....

Gruss Gwyn

Hallo Gwyn,

 

danke für die super Antworten!

 

Das Gebäude ist freistehend und steht im Saarland, heißt gemäßigte Temperaturen.

Die übrigen Parameter muss ich erst einmal erfragen.

 

Ich habe jetzt einmal im Service-Menü nachgesehen, die Spreizung zwischen Vor- und Rücklauf beträgt nach meiner Erinnerung rund 5 Kelvin (Heizung musste aktuell ausgestellt werden). Nach meiner Recherche ist der Wert relativ normal.

 

Die erzeugte Wärmeenergie ist allerdings enorm:

 

- 1 Woche: 811,8 kWh Wärme zu 124,8 kWh Strom (nicht durchgehend angewesen)

- 2 Woche:1.366,4 kWh Wärme zu 195,30 kWh Strom

 

Das entspricht auch grob den Ergebnissen meinen Stromzählers.

 

Meine Theorie:

Es geht aktuell noch viel Energie beim Aufwärmen verloren (ich denke weniger durch die Bautür) als viel mehr durch die wohl noch vorhandene Feuchtigkeit im Bau (örtliche geschalte Betondecken, vielleicht auch noch etwas Estrich). Wenn die Lücke in der thermischen Hülle gravierend wäre, müsste das Haus meines Erachtens kälter gewesen sein.

 

Wie sind die Erfahrungen der übrigen Forenmitglieder: ist der Energieverbrauch / erzeugte Wärme im Jahr des Einzugs ebenfalls relativ hoch gewesen?

 

Danke und Gruß

Man kann zu den Werten jetzt noch gar nichts sagen, du wohnst ja noch nicht drinn.

Erst wenn du drinn  Wohnst und alles fertig ist 

Und dann immer noch der Verbrauch so hoch ist würde ich mir Gedanken machen 

Gruß 

Hallo CKR,

 

eine kurze Berechnung:

 

  • Stahlbeton hat etwa eine Wärmekapazität von 0,64kW/Km³. Wände sind im allgemeinen leichter und haben noch weniger Wärmekapazität.
  • Wasser hat mit 1,16kW/Km³ ungefähr eine doppelt so hohe Wärmekapazität wie Stahlbeton - Baufeuchte erhöht also durchaus die Kapazität aber mit <15% ist der maximale Anteil doch eher gering.
  • Bei einem Gebäude mit 180m² Wohnfläche auf 2 Etagen kommen bei 0,20-0,25m Dicke von 3x Boden/Decken/Estrich etwa 63m³ Stahlbeton/Estrich zusammen.

 

Wie viel Masse und Kapazität dein Haus hast musst du selber abschätzen. Für mein simples Flachdach Model ergeben die Decken und Böden bei etwa 72m³ werden zum Aufheizen von 10°C auf 20°C etwa 400kWh gebraucht. Lass die Gesamtkapazität doppelt so groß sein dann sollten 800kWh immer noch genug Leistung zum Aufwärmung erzeugt haben. Nehmen wir bei 10° C eine maximalen Wäremeverlust von 30% der Wäremepumpenleistung bei B0/35 (8,64kW) an - das wäre schon eine extrem knappe Auslegung, dann wären das etwa 867kWh.

Nach der Abschätzung würde ich also sagen, das es schon möglich ist, dass die Wärmemengenberechnung deiner WP zu hoch ist, die JAZ der Anlage geringer als beworben ist, und der Stromverbrauch entsprechend höher als erwartet ist. Es gibt andere Threads hier im Forum, die das besprechen. Ungewöhnlich wäre es also vermutlich nicht.

Gruß Gwyn

 

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