Hallo zusammen,
ich habe zwar schon diverse Einträge zu meiner Problematik gefunden aber trotzdem noch Fragen...
Ich plane eine neue Gastherme in mein Haus (Erstellung 2001) einbauen zu lassen.
Das Haus (3 Personen) hat Keller, EG und OG und eine Wohnfläche von ca. 220 qm (ohne Keller). Wir haben Fußbodenheizung und Heizkörper. In den beiden Bädern befindet sich beides. Aktuell ist eine Vitodens 300-W (ebenfalls von 2001) eingebaut und ein Warmwasserspeicher (Vitocell 100). Ausserdem ein "Heizkreismischer" für die Fußbodenheizung mit darüber liegender Pumpe. Für das Brauchwasser gibt es noch eine zeitgesteuerte Zirkulationspumpe. Die aktuelle Gastherme hatte schon Elektronikprobleme, die von einer Heizungsfirma (2018) repariert wurde. Dabei wurde mir mitgeteilt, dass die Steuerplatine nicht mehr richtig funktioniert. Ausserdem dauert es (sehr) lange bis das Gerät zündet. Auf Grund dieser Probleme und des Alters des Gerätes denke ich über einen Austausch nach.
Ich habe jetzt von 2 Heizungsfirmen ein Angebot bekommen. Im 1. Angebot wurde mir eine Vitodens 300-W (25 kW) angeboten. Laut dem Installateur ist bei dem Gerät auf Grund der beiden Heizkreise noch eine "Weiche" notwendig, weil sich in der Therme nur eine Pumpe befindet. Gesamtpreis incl. Arbeitszeit brutto 10.300 EUR.
Im 2. Angebot wird mir eine Vitodens 200-W (11 kW) angeboten. Gesamtpreis incl. Arbeitszeit 6.600 EUR
Folgende Fragen:
Ist tatsächlich ausserhalb der Vitodens 300-W eine "Weiche" + zus. Pumpe für die beiden Heizkreise notwendig? Wird das für das 200-W-Gerät nicht auch benötigt?
Reicht für die angegebene Wohnfläche ein Gerät mit 11 kW bzw. ist da eines mit 25 kW evtl zu "groß"?
Ist eher das 300-W zu empfehlen oder reicht das 200-W?
Schon mal Danke im Voraus!
isarhacker
Hallo isarhacker,
die 25kW beim Vitodens 300 können, grob über den Daumen gepeilt, für den Wärmebedarf deines Gebäudes aus dem Jahr 2001 schon viel zu groß sein. Dies zu bestimmen ist jedoch Aufgabe vom ausführenden Fachbetrieb. Frag doch bei den Fachbetrieb mal nach anhand welcher Gegebenheiten die Leistung des Wärmeerzeugers bestimmt wurde.
Damit der Vitodens 300 seine Leistung sauber an den aktuellen Wärmebedarf anpassen kann, muss ein ausreichend hoher Volumenstrom von mindestens 210 l/h zur Verfügung stehen.
Bei dem Thema hydraulische Weiche gibt es immer großen Diskussionsbedarf. Wenn ein Heizsystem richtig ausgelegt wurde ist es eigentlich nicht notwendig eine Weiche zu verbauen. Zum Thema hydraulische Weiche schreiben wir in unsere Planunganleitung folgendes:
Hydraulische Weiche
Regeln zur Planung der Anlagenhydraulik:
■ Beim Abgleichen der hydraulischen Weiche den geräteseitigen
Volumenstrom ca. 10 bis 30 % niedriger als den anlagenseitigen
Volumenstrom einregulieren (Rücklaufabsenkung).
■ Die hydraulische Weiche ist auf den max. im Gesamtsystem auftretenden Volumenstrom auszulegen.
Die hydraulische Weiche entkoppelt den Wärmeerzeugerkreis (Kesselkreis) und die nachgeschalteten Heizkreise.
Ist der max. Volumenstrom im Auslegungsfall größer als der mögliche Volumenstrom entsprechend dem jeweiligen Diagramm „Restförderhöhe“, muss auf jeden Fall eine hydraulische Weiche eingesetzt werden.
Diagramm Siehe Seite 10 in der Planungsanleitung.
Auch sollte unbedingt geprüft werden, ob das bestehende Abgassystem weiterhin verwendet werden kann.
Die neuen Geräte haben einen höheren Förderdruck als der damalige Vitodens 300. Es kann sein, dass der Schornsteinfeger bei der Abnahme das alte System nicht mehr zulässt. Dies sollte daher vorab geklärt werden.
Grüße
Patrick
Hallo Patrick,
erst mal vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Alle Heizungsbauer, die bei uns waren um sich für die Erstellung des Angebots die bestehende Anlage anzusehen, haben den Kamin (ERLUS) kontrolliert und gemeint, dass nur eine neue Dichtung notwendig wäre. Die Frage bezüglich des Förderdrucks werde ich mal stellen.
Wie sieht es mit der Wahl des Gerätes aus? Reicht der Vitodens 200 oder sollte es besser der Vitodens 300 sein?
Aktuell ist keine Weiche eingebaut (die ist mir auch in den letzten 20 Jahren nicht abgegangen ;-). ). Evtl. weil, wie oben zu lesen ist, das Heizsystem richtig ausgelegt ist?
Kann man dann evtl. daraus schließen, dass bei einer Erneuerung der Anlage eine Weiche nicht unbedingt notwendig ist? Das war ein Argument des 2. Heizungsbauers.
Hat es die Problematik mit der hydraulischen Weiche auch vor 20 Jahren schon gegeben?
Schon mal Danke im Voraus
Gruß
isarhacker
Wenn du die Auswahl von der kW Zahl abhängig machst, kann ich dir nur raten dich noch mal mit dem Fachbetrieben kurzzuschließen oder dich an einen Energieberater zu wenden. Dieser kann es dir genau ausrechen. Dies ist von zu vielen Faktoren abhängig, um hier eine klare Aussage zu treffen.
Man kann es wie bereits geschrieben grob überschlagen, indem man die Quadratmeter der Wohnfläche mit einem Richtwert berechnet. Je nach Bauart des Hauses bzw. der damaligen Standards wird dabei ein anderer Wert pro Quadratmeter Wohnfläche verwendet.
ab 1995 67 W/m² (Wärmeschutzverordnung 1995)
ab 2002 45 W/m² (EnEV 2002)
Die wesentlichen Unterschiede sind wie von th3063 erwähnt der höhere Modulationsgrad des 300er und das durch den Volumenstromsensor eine bessere Leistungsanpassung erfolgen kann. Des weiteren hat dieser ein großes 7" Zoll Far-Touch Display was die Bedienung um ein vielfaches vereinfacht.
Wie bereits geschrieben, gehen bei dem Thema "hydraulische Weiche" die Meinungen auseinander.
Die einen befürchten, dass dadurch den Einsatz der Brennwerteffekt verringert wird da quasi eine Rücklaufanhebung stattfindet. Die anderen setzen darauf da somit immer eine Mindestumlaufwassermenge im Wärmetauscher gegeben ist. Ich denke die Mindestumlaufwassermenge wird auch der Grund dafür sein, warum sich der eine Fachbetrieb für die Weiche entscheidet. Somit ist er auf der sicheren Seite und das Gerät kann bei geringer Abnahme weiterhin mit dem notwendigen Mindestvolumenstrom in Betrieb gehen.
Grüße
Patrick.
Hallo zusammen,
erst mal vielen Dank an alle, die auf meine Frage geantwortet haben. Aktuell ist es sehr schwierig einen Heizungsbauer zu bekommen, der sich etwas Zeit nimmt. 3 Heizungsbauer haben auf meine (mehrfache) Anfrage überhaupt nicht reagiert und kein Angebot abgegeben. Aktuell habe ich die beschriebenen 2 Angebote hier.
Da die Heizung zum jetzigen Zeitpunkt läuft, ist es zum Glück auch nicht so eilig. Aber ich habe die Befürchtung, dass sie bestimmt zum ungünstigsten Zeitpunkt Schwierigkeiten macht.
Mal abwarten....
Gruß
isarhacker
Hallo isarhacker,
wir können dich bei der Fachpartnersuche unterstützen. Im habe dir die Seite hier verlinkt.
Wenn auch das nichts hilft, dann melde dich wieder bei mir. Ich versuche dann einen Kontakt direkt zur Viessmann Niederlassung herzustellen. Die Kollegen arbeiten dort direkt mit den Fachbetrieben zusammen.